Der letzte Blogbeitrag ist sehr lange her, das neue Jahr hat schon 10 Wochen verstreichen lassen und endlich sind hier im Affenhäuschen auch alle wieder gesund und munter. Da kam es doch gerade recht, dass Mama und Papa Äffchen mal endlich einen Gutschein für ein feines Restaurant einlösen wollten und Oma sich willig erklärte auf die Babyäffchen aufzupassen. So weit, so gut. 

Als ich dann abends nach Hause komme, sehe ich, dass meine Mutter die Küche geputzt hat und jegliches schmutzige Geschirr mit der Hand abgewaschen hatte. Und da stand ich nun, im schwachen Licht der Unterbauleuchte und betrachtete das fein säuberlich auf meinem Cerankochfeld zum Trocknen gestapelte Geschirr. War ich nun doof oder nur faul, weil ich das Geschirr hatte stehen lassen, um es einzuräumen, sobald der Geschirrspüler mit dem vorherigen Waschgang fertig war? War ich einfach nur praktisch veranlagt? Oder einfach nicht so ein Haushaltstalent wie meine Mutter? Und während ich die nächsten Tage erbitterter als zuvor im Kampf gegen die voranrückende Chaotisierung unseres Zuhauses vorging, drückten Postings mit Hashtags wie #jedenAbendeinesaubereKüche meinen Siegeswillen immer mehr. In meiner nur zwei Quadratmeter großen Traumküche spielte sich die Niederlage meines Hausfrauendaseins ab. Nie würde ich meine Landhausküche in so eine nüchtern-nackte Hochglanzküche verwandeln, die mich stark an die Ausstellungsküchen im Möbelhaus erinnerten - hier lebte keiner, schon gar keine Kinder und hier kochte keiner, schon gar nicht zweimal am Tag. 

Mir dämmert es, da ist er wieder, der Perfektionismus-Schweinehund, legt sich über meinen Alltag wie eine dunkle Decke und treibt mich zu unzähligen Putzattacken. Mein Mann reagiert nicht mal mehr, er duldet es einfach. 

Ich habe es wirklich versucht, mit Konmari meine Schränke ausgemistet, jeden Abend meine Küche geschrubbt, statt die einzige freie Stunde, die wir als Paar genießen könnten, kuschelnd auf dem Sofa zu verbringen, Putzpläne mit Aufgabenverteilung geschrieben, geschimpft, geflucht, geweint, gebettelt. Und mein Haus war vielleicht nie zuvor so sauber. Aber es stellte sich am Ende nie dieses wonnig-wollige Gefühl eines sauberen Zuhauses ein. Als wir in unserer ersten gemeinsamen Wohnung lebten, fühlte ich mich selbst nach dem Staubsaugen schon pudelwohl. Wie ein frisch gebadetes und in dicke, warme Decken gehülltes Baby. Keine Spur davon in den letzten drei Jahren... Ich schaue mich um und sehe überall nur To-Dos, dies aufräumen, das ausmisten, dort abwischen... Ich schaue mich um und sehe nur den Unterschied zu den Fotos der Hochglanz-Möbelkataloge, wohlwissend, dass unser Heim nicht chaotisch ist, sondern individuell, mit persönlicher Note, ein Lebensraum. Aber warum verdammt nochmal will ich wohnen wie im Katalog??? Ich ärgere mich über meinen Ehrgeiz, meinen Putzwahn, meinen Perfektionismus, meine Leichtgläubigkeit ala "wohne wie im Katalog und sei so glücklich wie die Leute in der Möbelwerbung". Schluss damit, denke ich, weder ein neues Haus noch mehr Putzen wird dieses Problem lösen. Denn das Problem sind nicht die Werbeleute, die Postings, die Mütter, die es schaffen, ein Hochglanz-Zuhause aufzubauen und zu erhalten, das Problem bin ich, die glaubt, dass es mich oder meine Kinder glücklicher machen würde, so zu wohnen. Ich richte mich auf, Busen raus, Bauch rein, hole tief Luft und gehe erhobenen Haupts vom Kampfplatz. Die Gläser jubeln, das Geschirr triumphiert, die Messer klopfen Beifall! Ich fühle mich wie die Siegerin. 

Dann finde ich meinen Dreijährigen, er hat mit unserem alten Reisebügeleisen "gebügelt" und alles in seinem Einkaufskörbchen gelagert. Nun wird die Wäsche in alle Zimmer verteilt. Und Mamas Socken fein säuberlich nach Konmari gefaltet und im Schrank verstaut. 

Da bröckelt mein Kampfgeist, vielleicht ist es doch gar nicht so übel, meinen Jungs etwas Ordentlichkeit beizubringen?