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Familienmanagement-Tools 1: Bullet-Journal

Mein Weg zum Bullet Journal fing 2016 an. Ich liebe seither Notizbücher (und Schreibwarenkram im Allgemeinen) und habe schon eine kleine Sammlung daheim. 2016 aber bekam ich zu meinem Geburtstag ein hübsches liniertes A5 Büchlein von meiner Kollegin zum Geburtstag geschenkt. Es war ein Spiralblock und goldgepunktet. Ich wollte es nicht nutzlos im Regal  liegen lassen, sondern gleich verwenden. Wusste aber nicht so wirklich wozu. 

Da stolperte ich auf Facebook über das Video eines jungen Mannes, in dem er sein Notizbuch-System erläuterte. Es war das bekannte Video von Ryder Carroll (hier zu finden), in welchem er seine analoge Methode der Alltagsbewältigung im digitalen Zeitalter vorstellte: Das Bullet Journal oder auch BuJo genannt. Das der Erfinder des BuJo es auch am besten präsentiert, empfehle ich euch einen kleinen Blick auf den Link, wenn ihr noch nie etwas vom BuJo gehört habt, bevor ihr weiterlest ;) ...

 

Ich fand das System simpel, aber einen Versuch wert. Meine bisherigen Notizbücher aka Aufgabenhefte waren meist gekaufte oder geschenkte klassische Kalender. Mit vielen unnützen Seiten und immer zu wenig Platz zum Notieren größerer Gedanken. Also, weshalb nicht mal probieren? Zumal das System versprach, die Vergesslichkeitsrate zu senken. Gesagt, getan. Ich legte mein erstes Bullet Journal an. Ich nummerierte die Seiten, fügte ein Inhaltsverzeichnis ein, eine Jahresübersicht, eine erste Monatsübersicht und die erste Woche. Zack - es ging los! 

 

Schon nach kurzer Zeit liebte ich es. Notizen in der Teambesprechung standen ab sofort in einem extra Bereich in meinem BuJo, Mitschriften von Tagungen und Vorträgen ebenso, Einkaufslisten für den Möbeleinkauf beim Schweden, Finanzübersichten, kurzum: Immer, wenn ich sonst ein Stück Altpapier oder einen Notizzettel genommen hätte, um mal kurz was aufzuschreiben, nahm ich jetzt mein BuJo her. Alles war an einem Ort, alles gleich greifbar. Auch die Planung meiner Dissertation. Das BuJo war ab sofort genauso selbstverständlicher Mitbewohner meiner Handtasche wie Handy und Geldbeutel. Ich ging nicht mehr ohne aus dem Haus. Dieser Probelauf mit dem Spiralblock zeigte mir erste Verbesserungsmöglichkeiten: Manchmal schätzte ich den Platzbedarf für bestimmte Mitschriften o.Ä. falsch ein, die Notizen standen dann auf unterschiedlichen Seiten irgendwo im BuJo getrennt voneinander - wenn auch über das Inhaltsverzeichnis auffindbar. Man konnte Seiten, die zusammengehörten, nicht gerade mal umheften. Man konnte aber auch nichts Neues miteinheften (Handouts, Flyer usw.). Und wollte ich ein neues BuJo anfangen, weil im alten die Seiten ausgegangen waren, hätte ich meine weiterhin nötigen Notizen nur herausreißen und neu einkleben können. Das störte mich irgendwie. Ich brauchte also ein etwas flexibleres System, am besten mit Trennblättern. Etwas, wo ich Seiten herausnehmen, umtauschen, umheften usw. konnte. So switchte ich zu einem Ringbinder und entschied mich spontan für die Marke Filofax. Mein erstes ringbuchbasiertes BuJo war ein schmales, rotes Clipbook. Heute habe ich einen Domino A5, da im Clipbook die unterschiedlichen Sparten, die ich brauche nicht mehr genug Platz hatten. Die meisten Trennblätter habe ich selbst gebastelt (Bastelbögen laminiert und gelocht). Ich hatte auch eine Zeit lang ein privates und ein berufliches, aber das hat sich nicht ausgezahlt und so führe ich heute ein BuJo mit drei Bereichen: ein Terminkalender mit jährlichen, monatlichen und wöchentlichen Aufgabenübersichten, eine berufliche Übersicht (mit Forschungsideen, Teamnotizen, Aufgabenplänen usw.) und eine private Übersicht mit DIY-Ideen, aktuellen Projekten, Haushaltsthemen (z.B. eine feste Reise-Pack-Liste) usw. Viele haben ihren Speiseplan und eine Einkaufsliste im BuJo. Meine habe ich am Kühlschrank, da ich ja in der Küche nicht die einzige bin und mein Mann auch mal was auf die Liste schreiben muss bzw.  wissen will, was er heute Abend kochen soll.

 

"Lohnt sich das?", "Ich habe doch sowieso schon so wenig Zeit, wieso soll ich noch meinen Kalender selbst gestalten?", "Ich bin nicht so der Basteltyp"... Das sind alles Aussagen, die ich immer wieder höre, wenn ich das BuJo-Prinzip vorstelle. Ich kann für mich nur sagen: Ja, es lohnt sich.

1. Ich habe 2019 versuchsweise mit einem üblichen Kalender begonnen und zwischendurch immer wieder mein BuJo vermisst. Es flogen wieder eine Menge Zettel in meinem Kalender herum, Notizen standen irgendwo, wo Platz war, und am Ende zerfledderte das gute  Teil in meinen Händen. Nie wieder! 

 

2. Das Führen des BuJos mag am Anfang nach mehr Arbeit klingen. Man muss ja seine Termine alle erst in der Jahresübersicht eintragen, dann in die jeweiligen Monatsübersichten und dann in die jeweiligen Wochen. Der Vorteil ist aber ganz klar: Je öfter ich einen Termin oder eine Aufgabe mit der HAND (!!!) aufschreibe, umso eher bleibt er oder sie auch im Gedächtnis. Meine Woche startet montags also immer erst mit dem BuJo: Ich starte also eher gemütlich in die Arbeitswoche, weil ich weiß, ich darf erstmal eine halbe Stunde kreativ sein und mir einen Überblick verschaffen. Das motiviert schon mal 100x mehr. Und da ich hauptsächlich im Home Office arbeite, brauche ich wirklich seeeeehr viel Motivation :) Ich lege dann immer die übernächste Woche an. Es verschafft mir einfach Sicherheit zu wissen, dass ich die nächsten 14 Tage grob im Blick habe.

 

3. Außerdem hat das ständige Umnotieren der Termine und Aufgaben noch einen anderen Vorteil: Ich überlege mir eher, ob ich das wirklich machen will bzw. muss. Manchmal schiebe ich Dinge von Woche zu Woche, oder merke beim Notieren eines Termins in die Wochenübersicht: Da passt was nicht. Das hilft mir wirklich Nötiges von Unnötigem zu trennen und mich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Dann merke ich eher, ob eine Aufgabe wirklich nötig ist, oder ich sie nicht lieber delegieren oder verwerfen sollte. Ich spare also letztendlich wieder Zeit, denn ich suche nicht stundenlang nach irgendwelchen Notizen, ich muss nicht fünf Kalender checken und ich trenne mich frühzeitig von unnötigen Aufgaben bzw. reserviere mir genügend Zeit für wirklich Wichtiges. 

 

und 4. Nein, man muss kein Bastler sein. Nur einen Stift und ein Notizbuch besitzen. Das kann auch ein einfaches aus dem 1€-Shop sein... Wie Ryder Carroll selbst zeigt: Auch ein einfaches System in Schwarz-Weiß funktioniert. Wer gerne bastelt wie ich oder einfach mehr Kreativität in seinen Alltag einbauen möchte, kann sich von den zahlreichen Posts in den sozialen Medien inspirieren (aber bitte nicht verunsichern!) lassen. 

 

Letztlich gilt: Jedes BuJo und jeder BuJo-Fan muss seinen eigenen Weg finden. Einfach loslegen mit dem erstbesten Notizbuch und dann stellt man schnell fest, was man braucht und was nicht. Mit der Zeit findet man dann seine eigenen Vorlieben: Will ich A5 oder kleiner? Kariert, liniert oder doch punktkariert (dotted)? Reicht mir ein (spiral)gebundenes oder brauche ich etwas Flexibleres? Welche Haptik (ein Lederorganizer oder einfaches Buch?) usw. usw. Es gibt kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht. Dein BuJo ist gut, wenn es für dich funktioniert :) 

 

Und jetzt seid ihr dran: Besitzt ihr schon eins? Was mögt ihr daran? Habt ihr noch Fragen? Oder habt ihr das BuJo wieder verworfen und wenn ja, wieso?

Ich freue mich auf eure Geschichten :)

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